Die Kartoffel als Genussmittel und Heilpflanze

45. In welcher Beziehung stehen der Kartoffelverzehr und das Auftreten der Lepra?

Die Lepra ist eine schwere Bakterienkrankheit, die eine starke Deformation der Gliedmaßen und des Gesichtes verursacht und zu einer Schädigung der Nerven führen kann. Zur Infektion kommt es durch Ansteckung bei langjährigem Kontakt zu Leprakranken, vor allem im Kindesalter. Heute tritt Lepra hauptsächlich in den innerafrikanischen Ländern, Brasilien, Indien, Afghanistan, Pakistan, Indien, Malaysia und Neuguinea auf. Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war "Aussatz" auch in Deutschland und Europa verbreitet. Auffällig ist, dass seit etwa 200 Jahren, seitdem sich in Europa die Kartoffel in der menschlichen Ernährung durchgesetzt hat, Neuinfektionen mit Leprabakterien nicht mehr aufgetreten sind. In Regionen, in denen keine oder wenig Kartoffeln gegessen werden, kommt es auch heute noch zu Neuinfektionen. So hat sich die Lepra in den Anden (Chile, Peru, Bolivien), wo die Kartoffel herkommt (s. Kap. 2, Frage 2), auch nach Einschleppung durch die Spanier nie in der heimischen Bevölkerung verbreitet. Diese "Kartoffel-Hypothese" der Lepra-Verbreitung muss allerdings noch wissenschaftlich bestätigt werden. Sicher ist die Kartoffel kein Heilmittel gegen Lepra, aber sie kann offenbar den menschlichen Organismus vor einer Leprainfektion schützen, möglicherweise auch gegen die von Mücken übertragene "Berglepra".

Im Jahr 2000 entdeckte ein US-Biochemiker in Kartoffeln ein Enzym, das Bakterien davon abhält, sich an tierische und menschliche Zellen anzuheften. Nur dann aber können Bakterien eine Krankheit auslösen. Dies könnte erklären, warum Kartoffelverzehr Lepra verhindert. In höherer Konzentration aus Kartoffeln gewonnen, ist das Enzym in seiner Wirkung schonender als die bekannten Antibiotika, da diese häufig auch Bakterien abtöten, die für Mensch und Tier nützlich oder sogar lebensnotwendig sind.



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