Die Kartoffel in der industriellen Verwertung

Alkohol:
51. Warum wird nicht zumindest ein Teil der Autos mit Bioäthanol betrieben?

Ein Betrieb von Otto-Motoren mit Bioäthanol aus Kartoffeln ist ebenso möglich wie mit Benzin (s. Kap. 1, Frage 44), da beide Treibstoffe niedermolekulare Kohlenwasserstoffe sind. In Brasilien können viele Autos wahlweise mit Äthanol aus Zuckerrohr oder Benzin gefahren werden. Kann das Abwasserproblem in einem so großen und dünnbesiedelten Land wie Brasilien noch einigermaßen kostengünstig gelöst werden, so wäre dies in Deutschland zu teuer. Kartoffelbrennereien könnten aber sicher ihren Fuhrpark mit Kartoffelalkohol betreiben, wenn dies steuerlich begünstigt würde, etwa durch einen teilweisen Verzicht des Staates auf die Mineralölsteuer. Da landwirtschaftliche Betriebe und Brennereien ausschließlich Dieselfahrzeuge betreiben (Traktoren, Erntemaschinen), für die sie eine staatliche "Gasölverbilligung" erhalten, wäre deren Umrüstung auf Alkoholbetrieb nicht sinnvoll.

Der Betrieb von Kraftfahrzeugen mit Kartoffelsprit wäre erst dann wirtschaftlich, wenn sich die Rohölpreise mindestens vervierfachen. Allerdings lohnt eine Verwendung von Weltmarktsprit heute schon, da der Liter-Preis bei etwa 1,13 DM liegt gegenüber 2,91 DM bei deutschem Monopol-Kartoffelsprit. Damit liegt deutsches "Bioethanol" ohne Steuer um mehr als 1 DM über Superbenzin mit Steuer! Aber genauso wenig wie man einen Diesel-Automotor mit dem steuerfreien Heizöl fahren darf, darf man einen Benzin-Automotor mit Bioethanol betreiben. Für Rapsmethylester, einem Dieselöl-Ersatztreibstoff, hat das Bundesfinanzministerium eine steuerliche Regelung geschaffen. RME kostet nur 20 Pfennig mehr (inklusive Mineralölsteuer) wie Dieselöl. Nach Aufschlag der "Öko-Steuer" auf Dieselöl ergibt sich Preisgleichheit.



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