Die Kartoffel in der industriellen Verwertung

Stärke:
6. Wie kann man die amylosefreie Kartoffel züchten?

Nur durch Verbesserung von Eigenschaften der Kartoffelstärke kann sie in der Lebensmittel-, Textil- und Papierindustrie wettbewerbsfähig bleiben. Reine Amylopektinstärke aus Kartoffeln musste bis 1996 in einem aufwendigen technischen Prozeß von der Amylose getrennt werden (s. Frage 5). Der direkte Gewinn der Fabrikation von Amylopektin aus amylosefreien Kartoffeln liegt in der Kostensenkung des Produktionsprozesses (s. Frage 7) und in einer besseren Verarbeitungsqualität für die genannten Industriezweige.

Bei Mais ist eine natürliche Mutation (Genänderung) bekannt, die zum sogenannten "waxy-corn" führt, einem Maistyp, der unter subtropischen Bedingungen reines Amylopektion in seinen Kolben speichert. In diesen Maispflanzen wird also keine Amylose gebildet. Das Regulatorgen aus Mais wurde am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln-Vogelsang in Zellen aus Knollengewebe vor ein "Anti-Sense-Gen" (unleserlich gemachte genetische Information, s. Kapitel 4) der Amylose-Synthase gesetzt. Die auf diese Weise gentechnisch veränderten Zellen (eigentlich Protoplasten) werden zu Kartoffelpflanzen regeneriert, in deren Knollen nur noch Amylopektin gebildet wird. Von einer amylosefreien Sorte mit dem Namen Apriori werden in den Niederlanden bereits über 1000 Hektar angebaut. Die in Köln entwickelte Amylopektin-Sorte heißt Prevalent.

Die Unterschiede von amylosefreier (amf-)Kartoffelstärke und natürlicher Kartoffelstärke liegen in deutlich höherer Kleisterstabilität, Kleistertransparenz sowie verringerter Retrogradation (Gelschrumpfung).

Es gibt auch Versuche, transgene Kartoffeln herzustellen, die ganz andere Kohlenhydrate synthetisieren. So wurde eine Kartoffelpflanze erzeugt, die statt Stärke Saccharose, also Rohrzucker, speichert.

Ein weiteres Ziel ist es, in die Kartoffel weitere Gene einzuführen, die aus der Saccharose Polymere bilden, wie die Polyhydroxybuttersäure, einem Ausgangsprodukt für biologisch abbaubare Kunststoffe. Es wird auch daran gearbeitet, den kalorienfreien Süßstoff Thaumatin in Kartoffeln zu exprimieren, um aus den Knollen süße Schoko-Chips herzustellen (s. Kap. 3, Frage 1)..



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