Die Kartoffel in Kunst und Literatur:
Lieder, Gedichte und Erzählungen

24. Wer schrieb einen Roman, in dem sich alles um die Kartoffel dreht?

Der Bildhauer und Schriftsteller Ernst P e n z o l d t (1892-1955) läßt in seinem politisch-satirischen Büchlein 
"Der Kartoffelroman" den Vater der Powenz-Familie kategorisch erklären:
"Die Kartoffeln sind unser Unglück!"
 ... Wie, frage ich, der ich selbst nicht ungern Kartoffeln zu mir nehme - mein Kartoffelbäuchlein legt ein beredtes Zeugnis dafür ab - wie, die scheinbar so biedere, menschen-freundliche, ja menschenähnliche Feldfrucht soll an allem schuld sein?"
In der Familie und im Volk bilden sich zwei Lager mit unterschiedlicher kartoffelweltanschaulicher Prägung, die Solanisten und die Antisolanisten (abgeleitet von der botanischen Bezeichnung für die Kartoffel, Solanum tuberosum). Erich Kästner lobt dieses Schelmenstück mit den Worten: "Ihre Phantasie trifft besser als die gröbste Faust". Schließlich bricht ein Kartoffelstreik aus, der "Pomme-de-Terror" wütet. Am Ende aber lassen sich alle Putschisten die guten Kartoffelgerichte wieder schmecken, zu denen die Familie Powenz die Rezepte - natürlich gegen Bezahlung - liefert.

Auch in dem Roman "Johannisnacht" von Uwe T i m m (*1940) spielt die Kartoffel eine wichtige Rolle. Der Autor ist mit seinem Kinderbuch "Rennschwein Rudi Rüssel" bekannt gworden. Der Erzähler des Romans recherchiert für einen Artikel über die Geschichte der Kartoffel und erlebt dabei drei turbulente Tage und Nächte in Berlin während der Mittsommernacht, als Christo das Reichstagsgebäude verhüllt. "Der Redakteur einer Zeitschrift fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, etwas über die Kartoffel zu schreiben: Peru-Preußen-Connection. Die Kartoffel und die deutsche Mentalität." Auf der Suche nach dem Geschmackskatalog eines "abgewickelten" Kartoffelzüchters in der ehemaligen DDR gerät er in eine Folge von Verwicklungen und Abenteuern, die viel über die multikulturelle Gesellschaft Berlins zwischen Ost und West offenbart.
"Frag diesen Kartoffelforscher, ... . Ein Agrarwissenschaftler, war in der DDR-Akademie, wurde dann abgewickelt. ... Ich kannte noch seinen Vorgänger, einen Lyssenko-Schüler. Einer, der nachweisen wollte, Stalin habe den entscheidenden Tip zur frostresistenten Kartoffel gegeben."

Am 2. Mai 2001 erhielt Uwe Timm für sein Lebenswerk den mit 30.000 DM dotierten bayerischen Literaturpreis.



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