Die Kartoffel in Kunst und Literatur:
Lieder, Gedichte und Erzählungen

2. Wer schrieb eine "Ode an die Kartoffel"?

Der chilenische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger von 1971, Pablo N e r u d a (1904-73) schrieb 1957 ein Loblied auf die amerikanische Kartoffel. Da Oden immer recht lang sind, werden hier nur Anfang und Ende wiedergegeben:

Papa
heißt du,
Kartoffel,
und nicht Patata,
du kamst nicht mit einem Bart zur Welt, blind
bist spanisch nicht:
dunkel bist du
wie unsere Haut,
Kartoffel,
Amerikaner sind wir,
Indios sind wir.
Unergründlich bist du,
mild,
Fruchtfleisch makellos, reinste
unter den weißen Rosen,
erdbedeckt,
du gedeihst in
der Erde dort,
in deiner regensatten Ursprungserde, auf den feuchten Inseln dort des sturmdurchtobten Chile, auf dem meerbeherrschten Chiloé*), inmitten des Smaragdes, der sein grünes Licht entfaltet über dem australen Meer. . . .
  Köstlichkeit, weltumspannend,
du wartetest nicht
auf meinen Gesang,
denn taub bist du,
blind
in der Erde.
Kaum
sprichst du einmal in der Hölle
des Öls
oder singst
in den Bratküchen
der Häfen
zu den Gitarren,
Schweigsame du,
Mehl der unterirdischen
Nacht,
unerschöpflicher Schatz
der Völker.
*) Insel mit vielen alten Landsorten der Kartoffel    

Nerudas Lyrik ist ganz subjektiver Gefühlsausbruch, voll von Metaphern und dunklen Assoziationen, was nicht nur in seiner Kartoffel-Ode zum Ausdruck kommt, sondern auch in seinem "Canto General" (1950), in dem er die Natur und Geschichte Amerikas besingt



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