Kartoffelgeschichte und -Geschichten

61. Wie bereitete man im "Wilden Westen" Nordamerikas Kartoffeln zu?

"Schon ... schmeckte der Junge eine lang entbehrte Würze, aber erst bei den wilden Kartoffeln in Waschbärenfett wußte er, was ihm solange gefehlt hatte: das Salz."

So beschreibt Anna J ü r g e n s in ihrem Indianer-Roman "Blauvogel", der um 1750 im Bereich der Großen Seen spielt, die Zubereitung einer Mahlzeit in einer Siedlerfamilie. Um den Jungen vollends zu sättigen, "ergriff [die Hausfrau] das Schüsselchen und füllte es von neuem mit Kartoffeln, Fleisch und Fett".

Aber schon lange bevor englische Einwanderer die Kulturkartoffel nach Nordamerika brachten (s. Frage 8), gehörten Wildkartoffeln zum Speiseplan einiger nordamerikanischer Indianerstämme. Die Wildkartoffelart Solanum fendleri wächst in den Bergen im Westen des US-Bundesstaates Texas und im Süden der Bundesstaaten New Mexico und Arizona. Auch Solanum jamesii kommt hier vor, eine Art, die in die nach Norden angrenzenden Staaten Utah und Colorado eingewandert ist. Dort tritt sie besonders häufig in der Nähe ehemaliger Wohnplätze der Hopi- und Navajo-Indianer auf. Auch von den weiter südlich lebenden Pueblo- und Zuni-Indianern ist bekannt, dass sie Wildkartoffeln aßen. Um die bitter schmeckenden Alkaloide zu binden, bereiteten die Indianer die Knollen in Gefäßen aus ungebranntem Ton zu. Auch heute geht die Verbreitung von Wildkartoffelarten von Süd- über Mittel- nach Nordamerika weiter. An verschiedenen Stellen der Südstaaten der USA hat man schon Unterarten der beiden genannten Wildkartoffeln entdeckt.



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