Kartoffelgeschichte und -Geschichten

50. Wie empfanden Kinder die Mithilfe bei der Kartoffelernte?

Darüber berichtet Elke Hüsemann, Jahrgang 1958. Sie verbrachte ihre Kindheit auf einem kleinen Bauernhof in Kreuztal-Kredenbach (Siegerland). Wie fast alle im Dorf arbeitete ihr Vater damals in der Eisenindustrie. Nebenher bewirtschaftete er Felder und einen Hauberg. "Den Hauptanteil der landwirtschaftlichen Arbeit blieb für Frauen, Kinder und Alte übrig", beschreibt Elke Hüsemann ihren Alltag. "Ich kann mich noch gut erinnern, mit Oma, Mutter und Schwester Heu zu machen, Gras zu holen, Kartoffeln zu ernten".

Gut erinnern kann sie sich auch an die zwiespältigen Kindheitsgefühle, die sie damals bewegten:
"Auf der einen Seite war ich stolz, schon zu den Großen zu zählen und gebraucht zu werden. Auf der anderen Seite war ich oft überfordert, als fünfjähriges Kind stundenlang mitzuhelfen. Manche Nachmittage schienen einfach kein Ende zu nehmen. Es dauerte so unendlich lang, bis ein großer Kartoffelsack mit kleinen Eimerchen gefüllt war .... Immer waren wir Kinder zu langsam, zu verspielt, zu verträumt - und wir wurden ermahnt und angetrieben".

Es macht sie regelrecht wütend, wenn heute über die angeblich so "gute alte Zeit" erzählt wird, in der noch "so richtig gearbeitet" wurde.
"Diese ständige, nie enden wollende Arbeit hat mir die Kindheit schwer gemacht", sagt sie im Rückblick. "Noch heute habe ich Angst, dass mir Aufgaben über den Kopf wachsen und ich meine Arbeit nicht schaffen kann, auch wenn ich alles gut organisiert und eingeteilt habe. Das Gefühl "du schaffst es nicht" sitzt ganz tief in mir."



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