Kartoffelgeschichte und -Geschichten

28. Wie wehrt(e) man in Amerika den Kartoffelkäfer (Coloradokäfer) ab?

Darüber berichtet ein im US-Bundesstaat Colorado wirkender Missionar 1890 Folgendes: "Neben anderen schädlichen Insekten machte uns auf unserer Missionsstation der Coloradokäfer viel zu schaffen. Trotz fleißigen Absuchens der Larven fraß er in manchen Jahren unsere Kartoffelfelder ganz kahl und brachte uns um unsere Ernte. Im vorigen Jahr kam ich auf den Gedanken, einen Versuch mit einer abschreckenden Pflanze zu machen. Ich ließ in unserer Gärtnerei viele Petunien unter Glas ziehen und später ins Freiland pikieren. Als Ende April die Kartoffeln bereits geeggt waren, verteilten wir die Petunien in Abständen auf dem ganzen Acker. Als sie blühten, zeigten sich auf den Feldern der benachbarten Farmer bereits die Zerstörer. Unser Feld dagegen blieb von ihnen fast verschont, und wir erzielten eine gute Ernte." Der Missionar erklärte sich die Wirkung damit, dass die Blüten der Petunie, die ebenfalls ein Nachtschattengewächs wie die Kartoffel ist, einen schweren narkotischen Duft ausströmen, der die Kartoffelkäfer vertreibt.

Lässt sich dieses Verfahren auch auf größeren Flächen einsetzen? Nein, denn dann verliert der Abwehrduft der Petunien seine Wirkung! Wenn es überall "stinkt" und die anfliegenden Käfer nicht auf gut duftende Nachbarfelder ausweichen können, müssen sie schließlich auch dort anfliegen, wo es ihnen weniger zusagt. Man kann diese Erscheinung auch als "Klassenzimmereffekt" bezeichnen. Die im Zimmer sich befindenden Personen bemerken den Geruch nicht, der sich inzwischen ausgebreitet hat, nur hineinkommende Personen riechen die Ausdünstungen der anderen.

Weil der Kartoffelkäfer in weiten Teilen Nordamerikas resistent geworden ist und mit herkömmlichen Insektiziden nicht mehr bekämpft werden kann, konstruierte James Szynal aus Northampton im US-Bundesstaat Massachusetts nach dem technischen Prinzip des Staubsaugers 1980 eine Maschine, mit der er 75 bis 90 Prozent der Kartoffelkäfer und ihrer Larven von den Blättern entfernen kann. Der "Beetle-Eater", wie der Erfinder seinen Käfersauger nennt, arbeitet vierreihig und kann 30 Hektar Kartoffeln pro Tag von Käfern "reinigen".

Sehr wirksame "Beetle-Eater" mit Wortsinn sind wilde Hühnervögel, wie Rebhühner und Fasanen. Auf kleineren Kartoffelfeldern in Waldnähe oder in der Nähe von Feldgehölzen können sie durchaus eine Massenvermehrung des Kartoffelkäfers verhindern.



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