Die Kartoffel als Genussmittel und Heilpflanze

44. Wie kann man mit Kartoffeln eine Schluckimpfung durchführen?

Gentechnisch veränderte Kartoffeln eignen sich als "Impfstoff-Fabrik" gegen Durchfall auslösende Koli- und Cholera-Bakterien. Von den jährlich etwa fünf Millionen Cholera-Patienten in der Welt erliegen mehr als 200.000 den Folgen der Infektion. Um in einer Kartoffelpflanze das als Impf-Antigen wirkende Cholera-Toxin B (CTB) zu produzieren, benutzte Charles Arntzen vom Boyce Thompson Institut in Ithaca (USA) als "Genfähre" das Agrobacterium tumefaciens. Dieses Bakterium kann ein fremdes Gen in das Erbgut einer Pflanze übertragen. Nach dem Verzehr der gentechnisch veränderten "Anti-Durchfall-Kartoffel" wurde im Blut und in der Darmschleimhaut von Versuchsmäusen eine Immunantwort ausgelöst: Überall im Körper der Mäuse, die mit "Anti-Cholera-Kartoffeln" gefüttert worden waren, bildeten sich infolge der "aktiven Impfung" mit CTB Antikörper gegen Cholera-Bakterien. Solche in Pflanzen synthetisierte Impfstoffe sind preiswert, wachsen gewissermaßen im Garten und benötigen weder eine Kühlung noch sterile Bedingungen. Durch schonendes Garen der Kartoffel bleibt die Hälfte des Impfstoffs erhalten. Wie viele Kartoffeln für einen Impfschutz gegen Cholera beim Menschen notwendig sind, muss noch untersucht werden.

Robert Koch (1843-1910), der Entdecker des Cholera-Erregers, überimpfte die Bakterien auf Kartoffeln. Da das Innere gesunder Knollen steril ist, also keine Mikroorganismen enthält, gelang ihm die Isolierung und Reinkultur von Vibrio cholerae.

Ähnliche Entwicklungen zu "Impf-Pflanzen" gibt es bei der "Anti-Cholera-Banane", der "Anti-Tollwut-Tomate" und dem "Anti-Karies-Tabak".

Am Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben arbeitet Ulrike Fiedler an der Produktion von Antikörpern in Kartoffelknollen und Tabaksamen. Die Antikörper sollen jedoch nicht über den Nahrungsweg, sondern direkt über die Blutbahn in Form der "passiven Impfung" ihre Wirkung entfalten. In Kartoffelknollen synthetisiertes menschliches Serum-Albumin und aus transgenen Kartoffelpflanzen extrahierte Immumoglobuline könnten z.B. dafür sorgen, dass nach einer Organtransplantation das fremde Gewebe vom Körper besser angenommen wird.



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