5 - Kartoffeleinkauf

19. Warum werden Wirtschaftskartoffeln nicht auch als Speisekartoffeln gehandelt?

Wirtschaftssorten sind auf hohen Stärkeertrag und -gehalt gezüchtet. Sie dienen als Rohstoffe für die Stärkegewinnung, die Brennerei (s. Kap. 8) oder sie werden als Futterkartoffeln für Mastschweine verwendet. Bis 1985 sind diese Sorten auch dem Koch- und Speisetest unterzogen worden. Aber vom Geschmack und ihrer weißgrauen Knollenfleischfarbe her entsprachen sie nicht den Wünschen der Verbraucher. Ihre Vermarktung zusammen mit den mehlig kochenden Speisesorten führte zu einer schlechten Bezahlung und Herabsetzung dieser Sortengruppe. Seitdem auch Geschmack und gelbe Knollenfleischfarbe (s. Kap. 7, Frage 3) unbedingte Zulassungseigenschaften von Speisesorten sind, können Wirtschaftssorten nicht mehr als Speisesorten zugelassen und gehandelt werden.

Obwohl diese Regelung in allen EU-Ländern gilt, werden in Italien, wo offenbar nur selten Handelskontrollen durchgeführt werden, Wirtschaftskartoffeln aus Bayern als Speisekartoffeln gehandelt. Da sie billiger sind als Speisekartoffeln, kauft sie der Handel, und der Verbraucher ist auch zunächst über den günstigen Kauf erfreut. Bei der Zubereitung und dem Verzehr stellt sich dann allerdings heraus, dass die Kartoffeln keine Speiseeignung haben. Der Blick auf das Etikett offenbart als Herkunftsland "Deutschland", so dass der Kunde kein zweites Mal deutsche Kartoffeln kaufen wird. Es sollten auch die bayerischen Erzeuger wissen, dass sie dem Ansehen der deutschen Kartoffel schaden, wenn sie Stärkekartoffeln nach Italien verkaufen, wohlwissend, dass sie dort als Speisekartoffeln "geadelt" werden.



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