Die Kartoffel auf dem Acker:
Der P f l a n z e n s c h u t z

50. Welche Hygienemaßnahmen sollten gegen eine Befallsausbreitung mit Nematoden ergriffen werden?

Die Verwendung von zertifiziertem Pflanzgut verhindert die Übertragung durch Pflanzguttransporte über weite Strecken (s. Frage 44). So sind die Nematoden in das Donaumoos, einem Moorgebiet nordöstlich von München, durch unkontrollierte Einfuhren von holländischen Pflanzkartoffeln in den 1960er Jahren, gelangt.

Neben der großräumigen Verschleppung spielt auch die Nematodenverbreitung in der Feldmark durch Wasser, Wind, Wildwechsel und Fahrzeugverkehr eine Rolle. Welches Ausmaß die Windverbreitung annehmen kann, wird an folgendem Fall deutlich: Nach einem Schneesturm, der ein gepflügtes befallenes Feld freifegte, fand man in dem mit Bodenteilchen vermischten Schnee 350 Zysten je 100 g Boden. Auf einem vorbeiführenden Weg wurden noch 200 und auf den Nachbarfeldern noch 70 Zysten/100 g Boden gefunden. Erst in mehr als 100 m von dem befallenen Feld entfernt sank die Zystenzahl unter die Nachweisgrenze. Um Schnee- und Staubstürme zu bremsen, sollten Windschutz-Gehölzstreifen in gefährdeten Regionen angelegt werden. Die Verbreitung durch Wassererosion infolge flächiger Bodenabschwemmung kann durch eine Flureinteilung verhindert werden, die sich an den Höhenschichtlinien orientiert.

Durchwuchskartoffeln, die aus kleinen, durch die Siebketten auf den Acker zurückgefallenen Knollen in Folgekulturen, wie Getreide, Zuckerrüben und Mais, aufwachsen, müssen ausgehackt oder mit Herbiziden bekämpft werden. Denn schon 5.000 Knollen, die beispielsweise in Zuckerrüben weiterwachsen, vermehren die Nematoden genauso stark, wie ein bestelltes Kartoffelfeld. Aber nur in Getreide lassen sich Durchwuchskartoffeln einfach und preiswert mit einem Wuchsstoffherbizid ausschalten. Daher sollte über ein abgeerntetes Kartoffelfeld erst ein scharfer Frost gegangen sein, der die auf der Bodenoberfläche liegenden Kartoffeln abtötet, ehe man pflügt. Eingepflügte lebende Kartoffeln führen auch nach einem harten Winter zu Durchwuchs (s. Frage 8).

Auch Schwarzer Nachtschatten (s. Frage 1) trägt zur Vermehrung der Kartoffelnematoden bei, da dieses Unkraut zur gleichen Gattung wie die Kartoffel gehört, und die Nematoden vermehren sich in einem Maisfeld mit Nachtschatten genauso gut wie in einem Kartoffelfeld.

Wesentlich zur Nematodenverbreitung hat auch der zunehmende überbetriebliche Maschineneinsatz beigetragen. Daher sollten alle Maschinen - nicht nur die für den Kartoffelanbau - vor dem Einsatz auf nematodenfreien Flächen gründlich gereinigt werden. Die US-Armee desinfiziert ihre Fahrzeuge, wenn sie von Deutschland in die USA gebracht werden. Die GIs werden beim Rückflug aufgefordert:
"Clean your Shoes and Boots from Nematode-Infested Soil!"
(Reinigen Sie Ihre Schuhe und Stiefel von Nematoden befallenem Boden!).

Abfallerde aus der Kartoffelverarbeitung sollte nie auf Kartoffeläcker ausgebracht werden, weil hierin zahlreiche Zysten und neue Pathotypen von anderen Flächen enthalten sein können.



zurück - Seitenbeginn - home