Die Kartoffel auf dem Acker:
Der P f l a n z e n s c h u t z

45. Wie kann man die Kraut- und Knollenfäule wirksam bekämpfen?

Die Kraut- und Knollenfäule ist die wichtigste Pilzkrankheit der Kartoffel (s. Kap. 1, Fragen 16, 19 und 20). Sie wird hervorgerufen durch Phytophthora infestans, einen Pilz aus der Gruppe der Oomyceten. Pilze dieser Gruppe finden optimale Befallsbedingen in feucht-kühlen Sommern vor, wie auch der Falsche Mehltau der Weinrebe (Plasmopara viticola) (s. Kap. 1, Frage 19). Dann muß mit Ertragsverlusten von über 20 % gerechnet werden.

Der Erreger gelangt mit befallenen, aber äußerlich gesund erscheinenden Pflanzknollen auf das Feld. Mit dem sich entwickelnden Kartoffelkraut wächst er in die Höhe und bildet durch Infektion von Nachbarpflanzen "Primärbefallsherde". Bei feucht-kühler Witterung reicht ein Befallsherd auf 100 Hektar Fläche aus, um eine Krautfäule-Epidemie im Kartoffelbestand zu entfachen. Erste Symptome der Krankheit werden an Stengeln und Blättern sichtbar. Blattunterseits wächst ein weißgrauer Pilzrasen aus den Spaltöffnungen. Die Fiederblätter werden braun und sterben ab. An den Pilzfäden entstehen Sporenbehälter (Sporangien), die mit zehn beweglichen Zoosporen gefüllt sind. Sind die Blätter nass, können sich die Zoosporen in dem Wasserfilm frei bewegen und dringen mit Hilfe eines Keimschlauchs aktiv in das Blattgewebe ein. Bei Temperaturen über 15 °C keimen die Sporangien auch direkt aus. Sporangien, die vom Laub mit Regentropfen in den Boden gelangen, infizieren auch die sich entwickelnden Knollen, die dann "braunfaul" werden.

Wann bricht eine Krautfäule-Epidemie aus? Wann soll man mit der Bekämpfung beginnen? Wenn man in Pflanzkartoffelbeständen virusbefallene Stauden herausträgt (s. Frage 36), kann man auch gleich die wenigen primär krautfaulen Pflanzen mitnehmen und vernichten. In großen Konsumbeständen wäre dieses Verfahren aber viel zu zeitaufwendig. Eine wesentliche Hilfe für die Feststellung des Epidemiebeginns ist die vom Agrarmeteorologischen Wetterdienst durchgeführte Negativprognose, mit der die sicher befallsfreie Zeit eingeschätzt werden kann. Der Biologe Professor Ullrich und der Mathematiker Dr. Schrödter entwickelten 1965 anhand regelmäßig ermittelter Werte der Lufttemperatur, der relativen Luftfeuchte und des Niederschlags eine mathematische Formel, mit der Infektionswahrscheinlichkeiten angegeben werden können. Wenn man das Aufgangsdatum der Kartoffeln kennt - wenn sich die ersten Blätter entwickeln - kann man für jede Region, in der eine Wetterstation steht, den Termin angeben, an dem die Krankheit ausbrechen kann. Ab Befallsbeginn muss der Kartoffel-Anbauer im Abstand von 8 bis 14 Tagen mit verschiedenen Krautfäule-Fungiziden spritzen. Dadurch gelingt es ihm, die Epidemie-Entwicklung zu unterdrücken und zu verhindern, dass der Pilz bei Anwendung immer des gleichen fungiziden Wirkstoffs gegen diesen resistent wird. Diese Gefahr besteht vor allem bei Anwendung systemischer Fungizide aus der Wirkstoffgruppe der Azole.



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