Die Kartoffel auf dem Acker:
Der P f l a n z e n s c h u t z

43. Warum ist Pflanzenschutz im Kartoffelbau notwendig?

Kartoffeln würden ohne die Anwendung von Pilz- und Schädlingsbekämpfungsmitteln (Fungiziden und Insektiziden) nur jedes zweite Jahr einen Ertrag liefern. Da das Auftreten von Krankheiten und Schädlingen witterungsabhängig ist, haben Wissenschaftler der Biologischen Bundesanstalt, der Landwirtschaftlichen Universitätsinstitute und der Landesanstalten für Pflanzenbau Befallsprognosen entwickelt, so dass man heute nicht mehr vorbeugend spritzen muss, sondern erst bei Befallsbeginn.

Sehr wichtig ist auch die Auswahl von krankheitsresistenten oder weniger anfälligen Sorten, die nicht oder erst zu einem späteren Zeitpunkt befallen werden (s. Fragen 45, 47, 48, 49, 50). 15 Virus-, 4 Bakterien-, 20 Pilz-, 6 Fadenwurm- (Nematoden-), 30 Insekten- und 2 Milben-Arten können die Kartoffel in Mitteleuropa krank machen. Ohne Pflanzenschutzmaßnahmen würden die Ertragsverluste durch Krankheiten bei 23 %, durch Schädlinge bei 30 % liegen.

Wegen des vielfältigen Krankheits- und Schädlingsbefalls ist der Pflanzenschutzmittelaufwand für Kartoffeln vergleichsweise hoch, wie die folgende Tabelle im Durchschnitt von 50 bayerischen landwirtschaftlichen Betrieben zwischen 1989 und 1997 zeigt:

Pflanzenschutzmittel-
aufwand in kg/ha

Kartoffel

Weizen

Roggen

Braugerste

Raps

Mais

Herbizide (Unkräuter) 3,1 3,9 3,0 1,7 4,9 3,9
Fungizide (Pilzkrankheiten)  4,0 3,0 1,4 0,9 0,5 0
Insektizide (Käfer/Läuse) 1,0 0,3 0,07 0,02 1,2 0,03

Gegen neue Bakterienkrankheiten hilft oft nur eine rigoros durchgeführte Quarantäne, die durch Einfuhrverbot kranker Pflanzkartoffeln die Befallsausbreitung verhindern soll. Hygienemaßnahmen, wie die Desinfektion von Erntemaschinen, Lagerbehältern und das Anbauverbot auf befallenen Flächen, wie bei Auftreten von Kartoffelkrebs (Synchytrium endobioticum), sollen die Infektionskette unterbrechen (s. Frage 51).- Eine Beizung mit Monceren, Risolex oder Bacillus subtilis hilft gegen die Wurzeltöterkrankheit (Rhizoctonia solani), die man an einem weißen Pilzbelag am Stängelgrund erkennt ("Weißhosigkeit") und an schwarzen harten Pocken auf der Knollenschale (s. Kap. 5, Frage 5). Die Folgen des Befalls sind wenig Stängel mit kleinen missgestalteten Knollen. Grün- und Strohdüngung sowie frühes Legen der Kartoffeln in kalten nassen Boden fördern den Rhizoctonia-Befall.

Pflanzkartoffeln dürfen nur dann ausgepflanzt werden, wenn sie in der Feldanerkennung und der Beschaffenheitsprüfung ihre weitgehende Gesundheit nachgewiesen haben. Die amtliche Pflanzgutzulassung wird durch ein blaues Etikett am Sack kenntlich gemacht (s. Kap 4, Frage 4). Derartiges Pflanzgut wird als "Z-Pflanzgut" (zertifiziertes Pflanzgut) bezeichnet. Bei Anbau ungeprüften Pflanzgutes besteht immer die Gefahr, dass Krankheiten eingeschleppt werden oder der Ertrag unbefriedigend ausfällt.



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