Die Kartoffel auf dem Acker:
IHR ANBAU

33. Wie kann man Kartoffeln unkrautfrei halten?

Bereits eine geringe Verunkrautung führt im Kartoffelbau zu Mindererträgen, da die Kartoffel während ihrer Jugendentwicklung Unkräuter nicht unterdrücken kann. Eine weitgehende Unkrautfreiheit ist aber Voraussetzung für eine ertragreiche und störungsfreie Ernte.

Geräte zur mechanischen Unkrautbekämpfung müssen bei einem oberflächig abgetrockneten Boden eingesetzt werden, um angekeimte oder aufgelaufene Unkräuter zu beseitigen. Dazu ist ein mehrmaliges Bearbeiten der Kartoffeldämme erforderlich (s. Frage 28). Bei Frühjahrstrockenheit und auf vernässten Böden ist die Wirksamkeit der mechanischen Unkrautbekämpfung begrenzt, weil entweder die Unkräuter bei Trockenheit erst verzögert aufgehen oder bei Nässe wieder anwachsen. Außerdem werden Problemtunkräuter, wie Klettenlabkraut, Windenknöterich und Hühnerhirse nur unzureichend erfasst; das gilt insbesondere auf der Dammkrone, weil hier der Unkrautstriegel nur unzureichend arbeitet. Seit jeher kommen Häusler-Netzeggen-Kombinationen zum Einsatz. Neue Geräte mit guter Unkrautbekämpfungswirkung sind das Sternhackgerät oder ein Dammformer mit Winkelscharen.

Mit 300 bis 400 Kilogramm Kalkstickstoff pro Hektar können keimende Unkräuter durch die Ätzwirkung während der "Cyanamid-Umsetzung" dieses Düngers abgetötet werden. Die Kartoffeln dürfen bei der Anwendung noch nicht aufgelaufen sein, da andernfalls auch die Kartoffeltriebe geschädigt werden (s. Frage 41).

Etwa zwei Drittel der Kartoffelanbaufläche wird in Deutschland mit Herbiziden (chemischen Unkrautbekämpfungsmitteln) unkrautfrei gehalten. Mittelwahl und Vorgehensweise hängen vor allem vom Unkrautspektrum und der Bodenart ab. Ein "Breitbandherbizid", das alle Unkräuter und Ungräser erfasst, gibt es nicht. In Kartoffeln werden daher, je nach Leitverunkrautung, eine Reihe von "Vorauflaufherbiziden" (Bandur, Boxer, Patoran, Sencor) eingesetzt. Sind aus der Vorauflauf-Spritzung Klettenlabkraut und Ungräser (vor allem Hirsearten) übriggeblieben, so kann man bei 5 bis 10 cm Wuchshöhe "Nachauflaufberbizide" (Basagran, Cato) einsetzen. Es besteht aber bei allen Herbizidmaßnahmen in Kartoffeln immer die Gefahr des Misserfolgs, weil die Wirkung der Vorauflaufherbizide in hohem Maße von der Bodenfeuchte und dem Humusgehalt abhängig ist. Daher sind Spritzfolgen oder Tankmischungen mit mehreren Wirkstoffen vor allem bei Trockenheit sicherer als die einmalige Anwendung nur eines Mittels. Ein Humusgehalt über 5 % im Boden zwingt zu einer reinen Nachauflauf-Behandlung, weil der Humus die Wirkstoffe der Vorauflauf-Herbizide zu stark absorbiert, so dass sie nicht mehr genügend wirksam sind. Bei starken Temperaturschwankungen zwischen 8 und 20 °C können Nachauflauf-Spritzungen allerdings Blattschäden verursachen. Die Unkrautbekämpfung nach dem Aufgang bietet jedoch den großen Vorteil, Mittelwahl und -dosierung an der Art und dem Entwicklungsstadium der Unkräuter auszurichten, wodurch Mittelkosten eingespart werden können.

Die Kosten der mechanischen und chemischen Unkrautbekämpfung sind gleich. Der Zeitaufwand für die mechanische Unkrautbekämpfung ist jedoch höher als bei Herbizideinsatz. Sinnvoll ist es, beide Verfahren zu kombinieren. Damit der Herbizidfilm auf dem Boden möglichst lückenlos erhalten bleibt, sollte man nach der Spritzung nicht mehr Striegeln oder Häufeln.



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