Die Kartoffel auf dem Acker:
IHR ANBAU

32. Wie werden Kartoffeln mit Stickstoff gedüngt?

Das Nährelement Stickstoff (N) ist in der chemischen Bindungsform von Nitrat und Ammoniak der Motor des Pflanzenwachstums. Die N-Gesamtmenge aus Bodenstickstoff und Düngestickstoff darf bei Speise- und Chipskartoffeln nicht höher als 150 kg/ha sein. Dies ist etwa die N-Menge, die bei einem Hektarertrag von 300 dt durch Knollen und Kraut dem Boden entzogen werden. Wenn man einen Kompromiss zwischen Qualität und Quantität sucht, reichen N-Düngergaben von 120 kg/ha aus. Eine zu hohe N-Düngung führt zu Übergrößen (Quadratmaß über 65 mm), Hohlherzigkeit, Schalenrissen und verzögerter Abreife. Derartige Kartoffeln entwickeln ihren sortentypischen Geschmack meist nicht, sind blasser in der Farbe und relativ festkochend. Gülle (Flüssigmist) und Klärschlamm sollten zu Speisekartoffeln nur im Herbst vor dem Anbau ausgebracht werden, da eine unkontrollierte, zu späte N-Freisetzung bei Ausbringung im Frühjahr zu Qualitätseinbußen führen kann.

Kartoffelsorten, die wenige, aber kräftige Stängel bilden, haben ein stärkeres Wurzelsystem, weshalb sie mit weniger Stickstoff auskommen, als blattreiche Sorten, die weniger Wurzeln bilden. Daher kommt z.B. die Sorte Agria als Stängeltyp mit 80 bis 100 kg N/ha aus, während die Sorte Quarta als Blatttyp 120 bis 150 kg N/ha braucht.

Pommes-frites- und Stärkekartoffeln werden mit 180 bis 220 kg Stickstoff je Hektar* versorgt, weil bei Pommes-frites-Kartoffeln Übergrößen erwünscht sind, denn die Kartoffelstäbchen sollen möglichst lang sein (länger als 8 cm). Übergrößen bei Chipskartoffeln müssen heraussortiert werden (s.o.), weil andernfalls die großen Kartoffelscheiben nicht in die Tüte passen, bzw. zu leicht zerbrechen. Die Übergrößen können zu Pommes frites verarbeitet werden. Stärkekartoffeln benötigen deshalb mehr Stickstoff, weil sie eine längere Wachstumszeit haben, als Speisekartoffeln und daher auch mehr Nährstoffe benötigen, aber auch höhere Stärkeerträge bringen als Speisesorten.

Ein Kartoffelbestand, der als Pflanzgut dienen soll, kommt mit 80 bis 100 kg Stickstoff je Hektar aus, weil bei einer höheren Stickstoffversorgung ein zu hoher Anteil Übergrößen entsteht, denn die Ausbeute an Pflanzware ist dann am größten, wenn das Quadratmaß der Knollen zwischen 35 und 55 mm liegt. Außerdem werden bei zu gut ernährten Pflanzkartoffeln die Virussymptome so stark durch das intensive Blattgrün maskiert, dass man die kranken Stauden nicht zweifelsfrei erkennen kann (s. Frage 36).

Der klassische Kartoffeldünger ist das schwefelsaure Ammoniak (Ammoniumsulfat), da es zwei wichtige Forderungen des Kartoffelbaus erfüllt: (1) Es wirkt im Boden sauer, und senkt damit lokal begrenzt den pH-Wert ab. 100 Kilogramm schwefelsaures Ammoniak verbrauchen im Boden 63 kg Kalk (CaO). Dies führt zu dem leicht sauren Millieu, das die Kartoffel liebt. Zudem wird die Gefahr des Schorfbefalls gemindert (s. Frage 32). Auf schwereren Böden, wo der Kalk zum Strukturaufbau des Dammes notwendig ist, sollte allerdings eine betont "physiologisch saure" Stickstoffdüngung überdacht werden.

(2) Die Stickstoffwirkung von schwefelsaurem Ammoniak ist langsam. Da die Stickstoffaufnahme mittelfrüher Sorten erst Mitte Mai beginnt und bereits gegen Ende der Blüte Anfang Juli weitgehend abgeschlossen ist, müssen die Kartoffelpflanzen in dieser Zeitspanne von gut einem Monat über den Stickstoff verfügen können. Bedenkt man aber den frühen Zeitpunkt der Stickstoff-Düngung Anfang bis Mitte April, so ist erklärlich, warum Nitrat-Dünger als schnellwirkende Stickstoffformen nicht den Schwerpunkt der Kartoffeldüngung bilden sollten.

Die beiden Eigenschaften des idealen Kartoffeldüngers, "sauer und langsam", erfüllen auch andere, preisgünstigere Düngemittel, wie gekörnter Harnstoff und eine Ammon-Nitrat-Harnstoff-Lösung. Empfehlenswert sind auch Mehrnährstoffdünger, in denen zwei bis vier Nährstoffe kombiniert sind (z.B. Stickstoff und Phosphat, oder Stickstoff, Phosphat, Kali und Magnesium: 12-12-17-2).

Dringend abzuraten ist von einer Spätdüngung bei Reihenschluß oder gar zur Blüte. Zwiewuchs, Puppigkeit und verzögerte Abreife sind die Folgen. Der Geschmack leidet, der Nitratgehalt in der Knolle steigt an und es kann zu Roh- und Kochdunklung kommen.


*) 80 bis 120 kg N/ha sollten vor dem Legen zur Verfügung stehen, der Rest von 100 kg N/ha wird vor dem Schlußhäufeln nachgedüngt.



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