Die Kartoffel auf dem Acker:
PHYSIOLOGIE

10. Was versteht man unter dem physiologischen Alter von Pflanzkartoffeln?

Eine Kartoffelknolle ist physiologisch betrachtet umso älter, je höher ihre aufgenommene Wärme-summe ist. Bei der Altersbestimmung werden die Tagesdurchschnittstemperaturen, denen die Knolle von ihrer Bildung im Boden bis zum Neuaustrieb ausgesetzt ist, zu "Gradtagen" aufsummiert.

Knollen mit einem hohen physiologischen Alter haben eine hohe Wärmesumme von über 800 Gradtagen aufgenommen. Sie keimen rasch und bilden nur wenige Stengel, weil die "apikale Dominanz" des Kronenauges nur die Keimung weniger Augen zulässt (s. Frage 8). Dies ist bei Frühkartoffeln erwünscht, führt aber bei Speisesorten mit längerer Vegetationszeit nicht zu Höchsterträgen. Physiologisch alte Knollen sind fäuleanfälliger und wegen ihrer hohen Keimbereitschaft oft schon einmal abgekeimt worden, was sich ungünstig auf ihre Triebkraft auswirken kann. Wird solches Pflanzgut in kalten Boden gelegt, kann es zur "Knöllchensucht", einer gefürchteten Keimungsanomalie, kommen. Das Pflanzgut bildet dabei statt einer Staude sofort kleine Tochterknollen aus, weshalb man vergeblich auf den Aufgang wartet. Sind die Pflanzkartoffeln im Lager bereits stark gekeimt, so sollte man zur Vermeidung von Knöllchensucht längere Zeit vor dem Legen abkeimen und nachfolgend stark vorkeimen.

Knollen, die ein niedriges physiologisches Alter haben, sollten keimstimuliert oder vorgekeimt werden, damit sie rasch aufgehen und im Herbst zügig abreifen. Grundsätzlich sollten bei Bodentemperaturen unter 8 °C, wie sie von März bis Mitte April vielfach noch vorherrschen, nur keimstimulierte Kartoffeln ausgepflanzt werden.



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