Die Kartoffel auf dem Acker:
BOTANIK

6. Wie blüht die Kartoffel, und wo entstehen die Samen?

Kartoffeln blühen und bilden Samen wie andere Pflanzen auch. Da die Blüten ausgesprochen hübsch anzuschauen sind, kann man verstehen, dass noch im 19. Jahrhundert mancher Brautstrauß aus ihnen gebunden wurde. Es gibt rotviolett-, blauviolett- und weiß-blühende Sorten. Unter den weißblühenden findet man mehr Speisesorten, unter den violettblühenden mehr stärkereiche Wirtschaftssorten.

Von der Farbe des Lichtkeims kann man manchmal auf die Blütenfarbe schließen: Ist der Keim grün, ist die Blüte weiß; ist der Keim rotviolett, ist die Blüte weiß oder rotviolett; ist der Keim blauviolett, ist die Blüte weiß oder blauviolett.

Die Blüten setzen sich aus einem Kranz von fünf teilweise verwachsenen Blütenblättern und fünf kranzförmig um den Griffel angelegten Staubgefäßen zusammen. Dadurch, dass die empfängnisbereite Narbe über den Staubgefäßen steht, wird eine Selbstbestäubung durch herabfallenden Pollen weitgehend ausgeschlossen.

Bienen und Hummeln gehören nicht zu den Insekten, die Kartoffelblüten besuchen. Sie meiden sie offenbar wegen ihres hohen Alkaloidgehalts. Nach der "Bienenschutzverordnung", in der das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln im Hinblick auf das Überleben dieser für viele Kulturpflanzen notwendigen Bestäuber geregelt ist, gelten blühende Kartoffelstauden als "nicht blühend im Sinne der Bienenschutzverordnung". Das heißt, bienengefährliche Insektizide, die sich z.B. gegen den Kartoffelkäfer richten, kann man ohne Bedenken auf ein blühendes Kartoffelfeld ausbringen, wenn nicht gleichzeitig blühende Wildkräuter dort wachsen, die von Bienen besucht werden. Die Pollen werden durch den Wind verbreitet oder durch pollenfressende Käfer, die die an ihren Beinen haftenden Pollen unabsichtlich zu anderen Kartoffelblüten tragen.

Die aus befruchteten Samenanlagen entstehenden grünen, kirschgroßen Früchte sind giftig, da sie das Alkaloid Solanin enthalten (s. Kap. 3, Frage 15). Aus den 75 bis 100 Samen, die im Fruchtfleisch der Beeren verteilt sind, kann man - ähnlich wie bei Tomaten und Paprika - unter geschützten Bedingungen im Gewächshaus Kartoffelpflanzen anziehen. Diese Pflanzen aus der generativen Vermehrung entwickeln einige etwa pflaumengroße "Sämlingsknollen", die in der Neuzüchtung von Kartoffelsorten eine Bedeutung haben (s. Kapitel 4, Fragen 1 und 2). Im Feldanbau werden Kartoffeln nur vegetativ über Knollen vermehrt, da nur so die von Handel und Verbraucher gewünschten Verwertungseigenschaften erhalten bleiben. Weil Kartoffelstauden aus Pflanzknollen aufwachsen, ist es weitgehend unbekannt, dass man Kartoffeln auch säen kann.

In subtropischen Regionen, etwa in Südindien und Sri Lanka, lassen sich bei den dort herrschenden hohen Temperaturen Pflanzkartoffeln nicht allzu lange lagern. Daher setzt man dort das "True Potato Seed- (TPS-) Verfahren" ein. Hierzu verwendet man Kartoffelsamen, aus denen wegen des günstigen Klimas rasch Kartoffelstauden heranwachsen, die gute Erträge hervorbringen. Ihre Verwertungseigenschaften sind allerdings wegen der generativen Vermehrung nicht gleichbleibend. In den USA gibt es eine TPS-Sorte mit dem Namen Explorer.



zurück - Seitenbeginn - home