ein Gedicht

von Pablo Neruda:

Die Spanier entdeckten Südamerika und suchten dort zunächst zu allererst nach el Dorado, nach dem Gold der Inkas. ... und dabei fanden sie das wahre Gold des Kontinentes:
Die Kartoffel war der eigentliche goldene Schatz, den die Spanier entdeckten. Das wirkliche Gold, das sie mit nach Hause brachten, bremste vor allem die weitere entwicklung ihres Landes. Die Armen blieben weiter arm.
Die Kartoffel aber wurde mit der Zeit zur Pflanze, die vor allem Anderen auch die Armen sättigte.
Heute könnte der gesamte Wert der weltweiten Kartoffelernte eines einzigen Jahres mit dem Wert sätlichen Goldes, das die Spanier aus der Neuen Welt raubten und mit nach Hause brachten, nicht bezahlt werden. So wichtig wurde sie der Welt, die Kartoffel.

Pablo Neruda schrieb der Kartoffel diese bewegende Ode:

Die Ode an die Kartoffel

Papa
heißt du,
Kartoffel,
und nicht patata.

Du kamst nicht mit einem Bart zur Welt,
blind,
bist spanisch nicht:
dunkel bist du,
wie unsere Haut,
Kartoffel,
Amerikaner sind wir,
Indios sind wir.

Unergründlich bist du,
mild,
Fruchtfleisch makellos,
Reinste
unter den weißen Rosen,
erdbedeckt.

Du gedeihst in
der erde dort,
in Deiner regensatten Ursprungserde,
auf den feuchten Inseln dort des sturmdurchtobten Chile,
auf dem meerbeherrschten Chiloé*),
inmitten des Smaragdes,
der sein grünes Licht entfaltet über dem australen Meer.
. . .

Köstlichkeit,
weltumspannend,
Du wartetest nicht
auf meinen Gesang,
denn taub bist du,
blind
in der erde.

Kaum
sprichst Du einmal
in der Hölle
des Öls
oder singst
in den Bratküchen
der Häfen
zu den Gitarren.

Schweigsame Du,
Mehl
der unterirdischen Nacht,
unerschöpflicher Schatz
der Völker.

*) Chiloé ist eine chilenische Insel auf der viele alte Landsorten der Kartoffel wachsen.
Vielen gilt sie als Ort, auf dem die Kartoffel erstmals von Menschen angebaut wurde.

... und hier das spanische Original:

Oda a la papa

Papa,
te llamas,
papa
y no patata,
no naciste con barba,
no eres castellana:
eres oscura
como
nuestra piel,
somos americanos,
papa
somos indios.
Profunda
y suave eres,
pulpa pura, purísima
rosa blanca
enterrada,
floreces,
allá adentro
en la tierra,
en tu lluviosa
tierra
originaria
en las islas mojadas
de Chile tempestuoso,
en Chiloé marino,
en medio de la esmeralda que abre
su luz verde
sobre el austral océano.
..................................

Honrada eres
como
una mano
que trabaja en la tierra,
familiar
eres
como
una gallina,
compacta como un queso
que la tierra elabora
en sus ubres
nutricias,
enemiga del hambre,
en todas
las naciones
se enterró tu bandera
vencedora
y pronto allí
en el frío o en la costa
quemada
apareció
tu flor
anónima
anunciando la espesa
y suave
natalidad de tus raíces.

Universal delicia, no esperabas
mi canto,
porque eres sorda
y ciega
y enterrada

Pablo Neruda, 1995

Kartoffel ist Kultur:
eine Geschichte zur kleinen, alltäglichen Kartoffel-Vielfalt in Westfalen



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